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Marine-Navigationsuhren und Luftwaffen-B-Uhren:
A. Lange & Söhne,
Beobachtungsuhr Kaliber 48

von Waldemar Becker ('Klassik Uhren 4/98)

Ab 1937 wurde bei Lange Glashütte intensiv an einer großen Beobachtungsuhr Kaliber 48 gearbeitet. Als Vorlage diente das vorhandene kleine, flache Werk Kal. 80, Durchmesser 4l mm, Höhe 4,4 mm. Es fehlte kriegsbedingt an Fachkräften und Material so daß die Produktion erst im Herbst 1940 beginnen konnte. Da man in Glashütte allein den großen Bedarf der Kriegsmarine nicht decken konnte, wurden folgende Firmen mit Fertigstellungs- und Vollendungsarbeiten :

Die Signatur der Vollendungsfirmen erfolgte auf dem Gehäuse-Innendeckel. Auf dem Rückdeckel befinden sich Hoheitszeichen, Marine- und Werknummer. Die Uhren der 1. Klasse haben alle ein Silbergehäuse mit drei Scharnieren und eine höherwertige Werkvollendung (Offiziersuhr). Unter der Marinenummer ist zusätzlich '1.Kl.' eingraviert. Bei der Normalausführung ist nur das Gehäusemittelteil aus Silber, Rückdeckel und Glasrand sind aus Silberdoublé, ohne Scharniere, zum Aufsprengen.

Vom 25. Oktober 1940 bis 8. Mai 1945 wurden 5975 Uhren mit KaI. 48 fertiggestellt, inklusive der 246 Beobachtungs-Chronometer und der fünf Torpedoboot-Beobachtungs-Chronometer. Die letzte von Huber, München, fertiggestellte Uhr trägt die Nummer 205820.

Nach Kriegsende kam durch Schäden und Demontage die Produktion in Glashütte nur sehr langsam wieder in Gang. Restbestände an Rohwerken wurden laut Unterlagen bis zur Werknummer 206640 zum größten Teil als Reparationsleistung an die UdSSR (Rote Armee) geliefert. Diese Uhren haben laut Werkbuch häufig unterschiedliche Werk- und Gehäusenummern, da u. a. bereits vor Kriegsende die Uhrgehäuse mit den entsprechenden Werknummern vorab an die vorgenannten Vollendungsfirmen ausgeliefert wurden, die dazugehörigen Rohwerke bei Kriegsende in Glashütte verblieben. Diese Rohwerke wurden sodann in Glashütte in noch vorhandene Gehäuse mit anderen Nummern eingesetzt und mehrheitlich an die Rote Armee geliefert.

Von 1949 bis 1955 wurden in Glashütte insgesamt 409 Uhren Kal. 48 anstatt mit 16- mit 20-steinigem Werk gefertigt. Hemmungsrad und Anker sind bei diesen Werken vierfach gelagert! Diese Serie beginnt mit der Nr. 206641 und endet mit 207050. Darunter befindet sich ein Prototyp mit Lange-Signatur ohne Werknummer. Werkintern hatten diese Uhren die Bezeichnung '48, 1. Qualität' (1a). Bis zur Uhr Nr. 206710 (30.8. 1951) sind die 20-steinigen Werke noch mit 'A. Lange und Söhne' signiert, ebenso die Zifferblätter. Ab der Werknummer 206711 (29.12. 1954) wurde der Schriftzug A. Lange auf der 2/3-Platine ausgefräst und durch VEB Glashütter Uhrenbetriebe ersetzt. Die Zifferblätter wurden seitdem mit GUB signiert. Heute noch eine dieser 20-steinigen Uhren zu finden, bedeutet großes Sammlerglück, denn fast die Hälfte dieser Uhren wurde nach China und Nordkorea verkauft

Die Nr. 206936 hat als einzige Uhr ein Goldgehäuse. Sie wurde am 3. Januar 1956 Wilhelm Pieck zum 80. Geburtstag überreicht.

Werknummern ab 207500 (Lange-Werkbuchseiten 251 bis 289) waren schon vor 1945 für Beobachtungs-Chronometer bis zur Nr. 208660 reserviert. Bis Mai 1945 wurden 246 sowie nach dem Krieg noch 703 Beobachtungs-Chronometer bis zur Werk-Nr. 208100 fertiggestellt. Da vorproduzierte Beobachtungs-Chronometer-Rohwerke bis zur Nr. 208660 mit 'A. Lange & Söhne'-Signatur vorhanden waren, fanden diese 560 in Silbergehäusen als Beobachtungs-Taschenuhren Verwendung.

Die Zifferblätter waren unterschiedlich beschriftet: Anfangs 'A. Lange & Söhne' später 'Lange VEB', zum Ende dieser Serie 'GUB'. Bei diesen zwischen 1950 und 1954 gefertigten Uhren hat etwa ein Drittel unterschiedliche Werk- und Gehäusenummern. 1959 erreichte die neue GUB-Kal. 48-Produktion die Werknummer 207500 und die Werkbuchseite 251. Jetzt erst sah man, daß Uhren mit Werknummern von 207500 bis 208660 bereits verkauft waren. Da diese GUB-Rohwerke bereits numeriert waren, produzierte man mit Werknummern weiter, die, wie oben ausgeführt, schon mal vergeben waren. Dadurch haben 600 GUB-Beobachtungsuhren die gleichen Nummern wie die etwa 13 Jahre früher hergestellten Beobachtungs-Chronometer. Bei den Beobachtungsuhren gibt es 340 doppelte Nummern, allerdings mit unterschiedlicher Werksignatur. Insgesamt sind somit 940 Werke Kal. 48 doppelt numeriert!

Mit der GUB-Beobachtungsuhr 208440 wurde die Produktion der hochwertigen deutschen Beobachtungsuhren Anfang der siebziger Jahre beendet. Es wurde eine Gesamtstückzahl von 9323 Uhren erreicht

Mein Dank gilt den Eigentümern der Uhren, die mit der Veröffentlichung einverstanden waren, und dem Direktor des Glashütter Uhrenmuseums, Herrn Reichel, der mir bei den Recherchen behilflich war.

Das Uhrenmuseum der Stadt Glashütte besitzt die Original-Werkstatt- und -Verkaufsbücher der Firma A. Lange & Söhne ab 1867 und der VEB Glashütter Uhrenbetriebe für Beobachtungsuhren und Marinechronometer. Herkunftszertifikate können im Glashütter Uhrenmuseum angefordert werden.

Produktionszahlen:
Werk und Produktionszeit                                                                    Stückzahl
Kriegsproduktion B-Uhren Kal. 48 vom 25.10.1940 bis 8.5.1945     5724
Kriegsproduktion B-Chronometer vom 27.4.1944 bis 8.5.1945         246
Torpedoboot-B-Chronometer bis 8.5. 1945                                        5
Nachkriegsproduktion (Reparationsleistung) B-Uhren KaI. 48 'A. Lange'-Signatur vom 9.5.1945 bis 30.6.1951     421
Nachkriegspoduktion B-Uhren KaI. 48 (B-Chronometer-Rohwerke) 'A. Lange'-Werksignatur bis 1954             560
Nachkriegsproduktion B-Uhren KaI. 48 20 Steine, 'A. Lange'-Signatur bis 31.8. 1951     71
Nachkriegsproduktion B-Uhren Kal. 48 20 Steine, nunmehr 'VEB GlashütterUhrenbetriebe' signiert 'GUB', bis 2. 10.1956     338
Nachkriegsproduktion B-Uhren Kal. 48 erste eigenständige GUB-Produktion bis 30. 12.1971     1255
Naebkriegsprnduktion B-Cbronometer Kal. 48 vom 9.5.1945 bis 6.9.1954     703
 

Luftwaffen-B-Uhren Kaliber 48/1

von Waldemar Becker ('Klassik Uhren 3/99)

Circa einen Monat bevor die ersten B-Uhren Kal. 48 für die Marine ausgeliefert wurden, begann der Verkauf der Flieger-Armbanduhr Kal. 48/1 für die Luftwaffe, denn auch hier war der Bedarf an präzisen, gut ablesbaren Zeitmessern sehr groß. Die Auf- und Ab-Anzeige entfiel zugunsten einer anhaltbaren Zentralsekunde für sekundengenaues Einstellen.

Beauftragt mit der Fertigstellung der B.-Uhr Luftwaffe waren folgende Firmen:
A. Lange und Söhne, Glashütte/Sa.; Deiter, Essen; Felsing, Berlin; Fischer und Trabant, Pforzheim; Institut für Uhrentechnik und Feinmechanik, Hamburg-Harburg; Näher und Schätzle, Pforzheim; Schätzle und Tschudin, Pforzheim; Schiron, Stuttgart; Schlosser-Lago, Wien; später Metall-Lago, Wien; Steinbiss, Schwäbisch Gmünd; Storz, Pforzheim; Tietz, Kiel; Uhrmacherschule Karlstein (für schulische Zwecke 10 Rohwerke, Fertigungsgrad 1 mit den Nummern von 210621 bis 210630, geliefert am 3.3.1941); Wempe, Hamburg.

Der Verkauf der Kriegsproduktion begann mit der Flieger-B-Uhr Nr. 210131 am 26.09.1940 und endete mit der Uhr Nr. 216978 am 30.04.1945. In dieser Zeit wurden insgesamt 6904 Uhren Kal. 48/1 hergestellt.

Die Gehäuse der Luftwaffen-B-Uhren sind aus Edelstahl mit einem grauen Schutzlack überzogen, der Durchmesser beträgt 55 mm. Im Gehäusemittelteil ist gegenüber der Krone die Flieger-Anforderungszahl Fl. 23883 eingestempelt. Der Rückdeckel trägt außen die Werknummer, innen ist
1. der Hersteller des Werkes,
2. die Geräte-Nr. 127-560A-1,
3. nochmals die Werknummer und Anforderungszahl Fl. 23883,
4. die Fertigstellungsfirma
eingraviert.

Um gezielte feindliche Zerstörung zu vermeiden, wurden ab 1944 die Fertigsteller-Namen nicht mehr eingraviert, die Hersteller-Firma Lange und Söhne durch einen Code nhk ersetzt.

Zwischen l935 und 1942 bestückte man 189 Fliegeruhren mit dem A. Lange und Söhne ¾-Platinenwerk Kal. 43 und 45. Da bei dieser Uhr die Zeigerstellung nur über einen Drücker (Zeigerstellstift) möglich ist, blieb es bei der kleinen Serie. Auch in die A. Lange und Söhne Fliegeruhr mit Gradmaßindikaton wurde das ¾-Platinenwerk Kal. 45 eingebaut, jedoch mit geänderten Zeigerwerk für diesen speziellen Zweck.

Für die Waffen-SS wurden größere Gehäuse mit dem Kal. 48/1 hergestellt, insgesamt 200 Stück vom 3.2.1941 bis 29.2.1944. Die ersten 10 Uhren mit den Nummern 210001 bis 210010 wurden in Silbergehäusen mit einem Außendurchmesser von 65 mm geliefert. Die späteren Gehäuse wurden laut Lange-Rechnung vom 7.5. 1941 aus Platinin (Sonderlegierung) und ab 1943 aus Messing grau mattiert gefertigt.

Nach Kriegsende wurden nur noch zwei Fliegerarmbanduhren verkauft, die Uhr Nr. 216824 am 15. 6.1945 an einen russischen Major, die Uhr Nr. 247453 mit der Gehäuse N. 216732 am 6.2.1953 an das DHZ Leipzig. Die Restbestände der Flieger-Armbanduhr-Gehause wurden ab Mai 1945 zu Taschenuhrgehäusen umgearbeitet Es wurden insgesamt 112 dieser grau mattierten A. Lange und Söhne Stahltaschenuhren verkauft. Die Gehäuse dieser Uhren tragen kein Firmenlogo und sind auch nicht nummeriert. Da für einige dieser Uhren, z. B. für die nachfolgend beschriebene Nr. 216999, sowie für die im Herkner-Buch Seite 158 abgebildete Uhr Nr. 246997 kein Verkauf in den Lange-Büchern nachgewiesen werden kann, ist davon auszugehen, dass Lange-Mitarbeiter diese Uhren für Eigenbedarf hergestellt haben.

Ab 1.7. 49 wurde das Kaliber 48/1 mit GUB Signatur als silberne B.-Taschenuhr wieder produziert. Von diesen Uhren mit den Nummern von 217391 bis 218270 sind bis zum 8.11. 1967 856 Stück hergestellt worden. Die Gesamtstückzahl der Fliegerarmbanduhren Kal. 48/1 beträgt 6906; die Taschenuhren mit Kal. 48/1 968 sind zusammen 7874.

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