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Deutsche Militäruhren im 2. Weltkrieg:
Eine Sonnenuhr für unsere Soldaten in Nordafrika:

Die Uhrmacher-Woche. Nr. 47/48 1942
In Nordafrika versagen die Taschen- und Armbanduhren häufig ihren Dienst. Der feine Wüstensand dringt auch durch eine noch so gut verschlossene Uhr ins Innere und bringt das Werk zum Stillstand. Wir veröffentlichen daher hier eine Anleitung zum Bau einer kleinen Sonnenuhr, die, wie wir hoffen, unseren Soldaten in. Nordafrika gute Dienste leisten wird. In Zeiten harten Einsatzes kann sich freilich der Soldat nicht mit solchen Dingen befassen, aber es gibt zwischendurch auch ruhige Tage und Wochen, und dafür ist der Vorschlag gedacht.

Die hier abgebildete Sonnenuhr wurde für eine geographische Breite von 31° berechnet, doch kann sie auch in etwas anders gelegenen Orten noch benutzt werden. Man schneidet den aufzuklebenden Plan sorgfältig aus. Das gestrichelt eingezeichnete Dreieck ist das sogenannte Zeigerdreieck, das den Schatten wirft, aus dem sich die Uhrzeit ergibt. Mit einer kleinen Schere oder einer Rasierklinge schneidet man entlang den beiden gestrichelten Linien ein. Dann wird das Zeigerdreieck um die Nord-Südlinie genau senkrecht nach oben gebogen. Diese Arbeit am Zeigerdreieck muß man sehr sorgfältig vornehmen, denn der Zeiger ist genau berechnet (der eingezeichnete Winkel von 31° entspricht der geographischen Breite!).

Wenn man das Zeigerdreieck nach oben biegt, entsteht in der Grundplatte natürlich eine dreieckige Öffnung. Um die Zeiten zwischen 9 und 12 Uhr trotzdem gut ablesen zu können, legt oder klebt man die Grundplatte auf ein Stück Karton (Feldpostschachtel!) und zieht mit einem Bleistift die von 9, 10 und 11 ausgehenden Linien nach. Nun ist die Sonnenuhr fertig und kann benutzt werden.

Auf der Sonnenuhr sind die Himmelsrichtungen aufgedruckt. Damit die Uhr richtig zeigt, muß sie völlig waagerecht liegen und mit einem Kompass genau nach den Himmelsrichtungen orientiert sein. Das Zeigerdreieck muß also genau in der Nord-Süd-Linie liegen. Ist das der Fall, dann wird bei Sonnenschein der Zeiger einen Schatten werfen, der die 'wahre Sonnenzeit' anzeigt.

Im Gegensatz zur Räderuhr zeigt bekanntlich jede Sonnenuhr die 'wahre Sonnenzeit' an. Man darf sich also nicht wundern, wenn die Zeit, die man von der Sonnenuhr abliest, mit der von einer Werkuhr angezeigten Zeit nicht ganz übereinstimmt, denn die Werkuhren geben eine für das praktische Leben künstlich zurechtgemachte Zeit an. Der Sonnentag ist von Mittag zu Mittag das ganze Jahr über nicht gleich. Die Unterschiede können bis zu 16 Minuten betragen. Wer genau rechnen will, muß deshalb mit Hilfe der Zeitgleichung zunächst die von der Sonnenuhr angezeigte wahre Sonnenzeit in mittlere Ortszeit umrechnen, was nach der folgenden Tabelle leicht zu machen ist.

Da es aber eine große Verwirrung geben würde, wenn jeder Ort nach seiner eigenen Ortszeit rechnete, hat man die Erde in 15° breite Zonen eingeteilt, in denen jeweils die gleiche Zeit gilt. die sogenannte Zonenzeit. Jede Zone hat einen Zeitunterschied von jeweils einer Stunde. Für Deutschland und die in derselben Zone liegenden Länder gilt die mitteleuropäische Zeit, d. h. die Zeit des 15. Längengrads. Wenn die Uhren in Deutschland Sommerzeit zeigen, also um eine Stunde vorgerückt sind, entsprechen sie der osteuropäischen Zeit nach dem 30. Längengrad die auch für Ägypten gilt.

Je nachdem, wo man in Nordafrika die Sonnenuhr benutzt, muß man daher die Ortszeit noch in die Zonenzeit umrechnen. Orte, die auf dem 30. Längengrad liegen (z. B. Alexandria) stimmen in Ortszeit und Zonenzeit überein. Für alle anderen Orte müssen für jeden Längengradunterschied 4 Minuten zugezählt oder abgezogen werden. Alle westlich vom 30. Längengrad gelegenen Orte zählen den Unterschied zu, alle östlich davon gelegenen ziehen ihn ab.

Beispiel: Eine Sonnenuhr zeigt am 1. Dezember in Bengasi 11 Uhr 15 Minuten an. Wie viel Uhr ist es nach der Zonenzeit? Wie man aus der Zeitgleichung ersieht, beträgt der Unterschied zwischen wahrer Sonnenzeit und Ortszeit am 1. Dezember -11 Minuten. Der wahren Sonnenzeit von 11 Uhr 15 entspricht daher eine Ortszeit von 11 Uhr 15 minus 11 Minuten 11 Uhr 4 Min. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass Bengasi auf dem 20. Längengrad liegt. Der Unterschied gegenüber dem 30. Längengrad beträgt also 10 Grad oder 10 mal 4 = 40 Minuten. Bengasi liegt westlich des 30. Längengrads, der Unterschied ist also zuzuzählen: 11 Uhr 04 Ortszeit + 40 Minuten = 11 Uhr 44 Min. Zonenzeit.

Will man sich die Sache vereinfachen, so vergleicht man einmal die von der Sonnenuhr angezeigte Zeit mit der von einer Werkuhr oder dem Rundfunk angezeigten Zeit und merkt sich den Unterschied. Berücksichtigt man dann diesen Unterschied bei allen späteren Ablesungen, dann wird man immer die ungefähre Zonenzeit erhalten. Dabei muß man auch bedenken, dass die kleine Taschen-Sonnenuhr natürlich kein Präzisionsinstrument darstellen kann. Auf eine Viertelstunde genau wird sie aber anzeigen. Wer Lust hat, kann nach dem Bauplan die Sonnenuhr auch größer zeichnen und dadurch die Genauigkeit erhöhen.

Zeitgleichung für den 1. und 15. eines jeden Monats in Minuten:
Tag: Jan. Febr.  März  April  Mai  Juni  Juli  Aug.  Sept.  Okt. Nov. Dez.
1.    +3   +14    +13    +4     -3     -2   +3   +6       0      -10   -16    -11
15.  +9   +14    + 9      0      -4       0   +6   +4     -4      -14   -15    - 5

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